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schandfleck.ch_archiv/1998/nr. 1
thomas mathis
 

quotensalat im bwa

die erfahrungen mit der anerkennungspraxis von gesuchstellern sind auch anderthalb jahre nach einführung des zivildienstes einerseits noch relativ spärlich, andrerseits zwiespältig: eine offizielle jahresbilanz im oktober 1997 beinhaltete fast nur zahlen und vermied es, eine auswahl von erfahrungsberichten der gesuchsteller zu veröffentlichen. will man sich ein genaueres bild von der sache machen, interessieren nicht nur die angaben über anerkennungsquoten; fast noch wichtiger wären die mitteilungen von zivildienstanwärtern, wie sie das gut einstündige zulassungsgespräch erlebt haben. bestünden viele informationen über diese gespräche, liesse sich folgende wichtige frage beantworten:


ist der entscheid abhängig von der zusammensetzung der kommissionsmitglieder?


diese frage drängt sich zum beispiel auf, wenn man die anerkennungsquoten der verschiedenen landesteile genauer unter die lupe nimmt: die westschweizer und die tessiner gesuchsteller haben im vergleich zu den deutschschweizer anwärtern eine kleinere chance, die gewissensprüfung zu bestehen (die tessiner beispielsweise 58%, der gesamtschweizerische schnitt beträgt hingegen 77%). ob diese deutliche differenz auf unterschiedliche vorbereitungen der gesuchsteller zurückzuführen sind, wie das bwa glauben machen will. muss bezweifelt werden. das missverhältnis zwischen romandie/tessin und der deutschschweiz könnte nämlich vielmehr damit begründet werden, dass die welschen und die tessiner kommissionsmitglieder höhere anforderungen an den gewissensentscheid stellen. konfrontiert mit diesem verdacht, würde von seiten des bwa und der kommission zweifellos beteuert, dass jedes kommissionsmitglied die selben entscheidungskriterien ansetze und dass eben die relativ tiefen anerkennungsquoten durch generell schlechtere begründungen der gesuchssteller zustande kämen.
es wäre nun interessant zu erfahren, wie ein gespräch eines abgelehnten gesuchstellers verlaufen ist und ob dabei aggressive oder bedrängende fragen gestellt wurden. würde sich nun herausstellen, dass einige bestimmte kommissionsleute verdächtig häufig in einem dreierteam sitzen, welches das gesuch ablehnt, so könnten wir mit fundierten argumenten aufzeigen, ob die immer wieder betonte ausgeglichenheit und unvoreingenommenheit der mitglieder wirklich vorhanden ist.
wir haben leider keine einflussnahme auf die zusammensetzung und die schulungspraxis der kommission. mit genügendem informationsmaterial jedoch könnten wir vielleicht aber eine wirkungsvolle kontrollinstanz errichten, die jederzeit die finger auf wunde punkte der zulassungspraxis hält.
der aufruf geht an euch: falls ihr euer zulassungsgespräch bereits hinter euch habt, so wäre es uns sehr dienlich, wenn ihr uns eure erfahrungen über den gesprächsverlauf, über die art der fragen oder über die zusammensetzung des befragungsteams darlegen könntet. ruft uns doch an oder kommt mal vorbei.

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