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schandfleck.ch_archiv/2001/nr.1
georg l'homme
soldatenworte abgetippt
bitterernst

im militär wird man zum mann. mann lernt mit gewalt, gewalt und fremde ideen zu bekämpfen. wem diese art der mannwerdung zuwider ist, ist leider nicht ganz normal. der kriegs(vorbereitungs)undienst wird nämlich die regel bleiben - so will es unser(!) parlament.

hirn und gewissen eines kriegs(vorbereitungs)undienstverweigerers werden wie selbstverständlich unter die lupe genommen. bei den "normalen" schweizern ist dies offensichtlich nicht notwendig.
um euch dennoch einen kleinen (wirklich nur winzigen!) einblick in solches innenleben zu ermöglichen, hier eine zusammenstellung von aussagen. - zugegeben, diese aneinanderreihung ist ein wenig willkürlich, allerdings nicht erfunden. leider!

"bei uns tanzt keiner aus der reihe"

viele junge männer entscheiden sich, soldat zu werden - wegen mangelnden berufsaussichten und einer diffusen sehnsucht nach zusammengehörigkeit.

frage des journalisten: erachten sie die militärische ausbildung als sinnvoll und zeitgemäss? - inf. rekr. lüthy am 10. tag: "ich glaube nicht, dass die schweiz in den nächsten jahren je angegriffen wird. aber ich bin ja bei den territorial-füsilieren, und die sind für die sicherheit im land verantwortlich. da könnte ich mir schon denken, dass vielleicht einmal ein einsatz nötig sein könnte."

...und sie tauschten die übungspatronen gegen echte aus. dann erklärte der oberst, sie seien ab diesem moment keine rekruten mehr, sondern soldaten. einem schiessbefehl sei zu gehorchen, und in die luft zu schiessen verboten. 13 tote und 65 verwundete wurden an jenem tag geschossen! die bürgerliche regierung fürchtete die kontrolle zu verlieren und rief nach der armee. diese wurde von streikenden arbeitern zurückgedrängt. um ihre ehre zu retten, gaben die offiziere den schiessbefehl. - heute steht in genf auf der plaine de plainpalais ein stein zur erinnerung an die opfer des 9. novembers 1932: "plus jamais ça!" - "nie wieder das!"

mindestens drei unteroffiziere beteiligten sich im november 1995 am neonazi-angriff auf das festival für völkerverständnis in hochdorf. - anfang 1998 trat ein leutnant der eidgenössischen flugwaffe unter dem pseudonym "standarte schweiz" auf rechtsextremen homepages auf.

und falls eure neugier nun erst recht geweckt wurde... vielleicht wiederholt ja der staatliche helvetische tv-sender seine sechsteilige doku-soap "rekrutenschule" aus dem frühling 2000. denn wie produzent wieser feststellt: "es ist spannend zu sehen, was rekruten mit sich machen lassen und was nicht, wenn sie eine uniform tragen."

ungefilmter rekr. romer dazu: "(...) wirklich schlimm ist diese penetrante verachtung der persönlichkeit, der verlust der individualität, dass sie dich für einen idioten halten, und dass rassismus, frauenfeindlichkeit sowie diffamierende sprüche von vorgesetzten weniger schlimm sind als eine dreckige schuhsohle. - am meisten betrifft mich aber, dass das system bereits nach wenigen tagen 90% der rekruten zu uniformen und willenlosen gestalten modelliert hat."

denn das militär ist nicht nur ein allzu williges instrument der vorherrschenden schicht und ihrer ideologie, es stinkt, verschmutzt die umwelt, verroht und ist zu gar nichts nutz. ausser man möchte im sinn sozialer integrationsbestrebungen auch karrieren für schwer geisteskranke, manisch-depressive oder patologische narzissten ermöglichen.
bleibt noch der militärmytos, beispielsweise von der mannwerdung des echten schweizer jünglings in der rekrutenschule. dass auch da nichts dran ist, zeigt der dokumentarfilm "gemachte männer" (1998). schrecklicher, es wird festgehalten, wie brutalität und erniedrigung in ein teoretisches konzept von "ausbildung" und lebensabhängendem "ernstfall" gesetzt werden.

unbestimmt bezüglich ihrer militärkarriere. rekrut will sich nicht drücken, weil das "unfair den anderen gegenüber" ist. "man machts halt." "die paar wochen sitzt man ja auf einer backe ab." dann wird die sogenannte ausbildung zum aggressions-training. rekrut lernt die "erniedrigungstatik"(!!), rekrut übt sich in erniedrigungsriten. "es ist einfach geil, wenn die handgranate auch tätscht." - einer meint gegen ende der rs: "man wird eher kindischer als zum mann." schwachpunkt sei die leistung, meint der oberst, und dass einer das falsche bein angezogen habe. aber darum gehts längst nicht mehr: mann tritt dem feind die beine auseinander, rekrut lernt, wann und dass soldat schiessen darf. nicht für die (rekruten)schule lernt mann, sondern fürs töten!

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