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schandfleck.ch_archiv/2001/nr.1/leserbrief
max schnyder
leserbrief

vielen dank für den schandfleck. ich wusste nicht, dass es euch gibt.

kaum jemand will krieg - kaum jemand will auf gewalt verzichten. kaum jemand, der nicht weiss, dass gewalt ein teufelsrad ist - und doch will die mehrheit armeen. was immer wir auch tun, es ist die manifestation unseres denkens, fühlens und glaubens.

"wenn niemand an gewalt glaubt, gibt es keine." hier müssen wir einsetzen und jedem in erinnerung rufen, dass gewalt wahnsinn ist; dass ehrfurcht vor dem leben liebe zu allem leben heisst; dass "liebe deinen nächsten wie dich selbst" frieden und recht schaffen und dass er das in seinem umfeld praktizieren muss und kann, wenn er mithelfen will, eine friedliche menschheit zu schaffen. in einer solchen menschheit lösen sich die armeen von selbst im nichts auf.

es gibt kaum eine religiöse oder politische institution, die fähig und glaubwürdig genug wäre, eine solche mission zu übernehmen. wir müssen es selber tun.

was wir denken, fühlen und glauben, wird zur weltweiten realität. es gibt keinen anderen weg!

mit grüssen und wünschen zu eurem besten

max schnyder, 67 jahre, zürich

max legte uns zu seinem brief eine geschichte bei. max,
wir danken dir herzlich, dass wir sie abdrucken dürfen!:

zwei realitäten (logik der liebe)

die beiden männer sind gute freunde, sich herzlich zugetan. einer ist ausländer. sie sind auch ein gutes arbeitsteam. mit ihren familien bleiben sie einfach und zufrieden.

sie wechseln die weltgegend. jetzt ist der andere der ausländer. sonst ändert sich nichts. die liebe stimmt nach wie vor. da erreichen sie die fahnenrufe ihrer vaterländer. marschbefehl! erschreckt flieht die ausländerfamilie.

die beiden freunde sehen sich noch einmal. über klimme und korn. sie zielen gut. gelernt ist gelernt. sie eifern dem staatlich verordneten eifer ihrer väter nach. gehorsam ist gehorsam. sie erkennen sich nicht, sehen nur den feind und drücken ab. befehl ist befehl!

zuhause sitzt die grosse politik und weint. sie wollte doch den krieg auch nicht. sie war ja nur in zugzwang geraten, weil sie mit krieg drohte. erfolglos. nun musste sie ihr gesicht wahren. es war nicht ihr friedens-, sondern ihr kriegsgesicht. oh wunder, sie denkt an die hinterbliebenen der kleinen männer, an deren trauer und wut. sie fasst den entschluss: "nie mehr soll es trauerwütige hinterbliebene geben!" sie verkleinert ihre armeen aufs "minimum" und potenziert deren feuerkräfte, flächendeckend und global, aufs maximum.

in den trümmern aber regt sich das leben: die söhne und töchter der kleinen männer wagen ein experiment. den staatlich verordneten eifer ihrer väter begraben sie. ohne trauerfeier. die zerstörten grenzen ziehen sie nicht neu. private und kollektive probleme lösen sie ohne gewalt. sie gehen liebevoll miteinander um. es gibt keine schuldigen, weil sie keine suchen. dem fehlbaren wartet keine strafe, sondern hilfe, um aus seinen fehlern zu lernen. verbrechen sind unmöglich, weil gewalt keine alternative ist. der wille zur konsensfindung zum besten aller beseelt ihr liebevolles tun. alle geben nach ihren fähigkeiten und talenten soviel sie können und nehmen nur soviel, wie sie benötigen, um menschenwürdig leben zu können. so ist für alle genug da. niemand strebt nach macht und reichtum, denn geld ist überflüssig. wenige münzen als erinnerungsstücke mahnen sie an die dummheit ihrer vorväter.

einige nachfolger der grossen politik schliessen sich, versuchsweise, dem experiment an. sie sind begeistert. hier gilt versöhnlichkeit, gleichwertigkeit aller menschen und gewaltlosigkeit. oder ganz einfach: liebe deinen nächsten wie dich selbst. sie wundern sich, dass das so leicht zu realisieren ist, wenn der wille dazu da ist und alle mit tun. sie wähnen sich auf einem anderen planeten, mit der "realpolitik" der kleinen.

die grosse "realpolitik" hat gesehen, dass sie hier nichts zu suchen hat. es sei denn, den frieden. hier ist nicht "macchiavelli", sondern die lehre jesu der gewaltlosigkeit und nächstenliebe.
wer gewalt bereitstellt, um ihr zu begegnen, dient ihr und kann sie nie eliminieren.

wer aus liebe handelt, dient ihr und eliminiert gewalt, hass und rache. es liegt in unserer macht, diese logik erkennen zu wollen.

von max schnyder

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