schandfleck.ch_archiv/2001/nr.3 |
daniel
costantino
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über die ausmusterung aus psychischen gründen | |||
einleitung
die hälfte aller ratsuchenden, die sich bei uns* melden, will auf dem "blauen weg" vom militär wegkommen, mit hilfe eines psychiaters. nur weiss man eben nicht so genau, wie das eigentlich funktioniert, was das kostet, ob man dafür nachteile in kauf zu nehmen hat, welche psychiater überhaupt verlässliche menschen sind, denen man sich anvertrauen kann. um die leute gut beraten zu können, gebe ich mir seit jahren mühe, hinter den schleier zu kommen, der die ganze angelegenheit grau vernebelt und recht undurchsichtig macht. das fängt schon damit an, dass von offizieller seite nur ungern, erst als beweise vorlagen, zugegeben wurde, dass sich die zahl der solcherart ausgemusterten in den achtzigerjahren ungefähr verdreifacht hat. das hört damit nicht auf, dass den psychiatrisierten unterstellt wird, sie betrügen und lögen den ärzten was vor, die entweder zu dumm seien, das zu merken, oder aber linke lumpen, die den staat unterwanderten, indem sie irgendwas erfänden und sowieso jedem hülfen. bezeichnenderweise ist es enorm schwierig, einen psychiater, eine psychiaterin zu finden, die einem ungeschminkt erzählt, wie sie darüber denkt. es kann vielleicht nicht schaden, die sache einmal von der andern seite her zu betrachten und zu erleuchten, von dort her nämlich, wo die macht hockt. die schraube wird angezogen seit anfang 98 ist zu beobachten, dass der dienstbetrieb strenger geworden ist, disziplin und ordnung in kantigerem, auch willkürlicherem stil durchexerziert werden, eine steigerung eh schon absurden und lächerlichen gebarens, die wenige, gerade aus diesen gründen, für möglich gehalten hätten, man ist ja eine moderne gesellschaft und schliesslich ist die armee entmystifiziert, dass unangepasste härter angefasst werden, nicht nur in rekrutenschulen, sogar in den wks, dass die heerespolizei überall im lande nichteingerückte oder abgehauene rekruten und soldaten einsammelt, nicht um sie, was denn doch vorläufig noch verstattet ist, in beugehaft zu nehmen, sondern um sie dem druck familiärer und nachbarlicher, auch arbeitgeberischer entrüstung auszusetzen und einem höchstkommandantlichen zusammenschiss und aus der luft gegriffenen drohungen, die vielleicht den einen oder andern dermassen einschüchtern, dass er kleinlaut seinen bettel wieder zusammenklaubt; dass auch die medizinische versorgung der truppe geradzu katastrofal schlecht geworden ist, etwa in gewissen rekrutenschulen tage- oder wochenlang keine arztbesuche erlaubt werden oder ein arzt gar nicht vorhanden ist, und wenn, will er nicht helfen, dass alles in allem die militärische hierarchie sich autoritärer, reckenhafter, repressiver gebärdet als auch schon, kurz: dass die armee nicht für alle, wie behauptet und von den medien gehorsamerweise oft kolportiert, attraktiver geworden ist, sondern nur für haudegen, tarzane und sexisten. paradigmenwechsel blenden wir zehn,
fünfzehn jahre zurück: seit 1986 rekrutiert der militärärztliche
dienst offiziere für den "psychologisch-pädagogischen dienst",
die über psychologische fachkenntnisse verfügen. diese spezielle
gattung ist in den neunzigerjahren stark ausgebaut worden und hat zur
aufgabe, neben der psychologischen betreuung des kaders, den "truppenkörper"
gesundzuerhalten. das hiess bis vor kurzem par ordre du mufti nichts anderes,
als rekruten, die als psychisch labil oder "vorbelastet" eingestuft
wurden, frühzeitig zu entfernen, und zwar auf psychiatrischem, nicht
mehr gerichtlichem wege, die federfürung oblag aber den waffenplatzpsychiatern,
wie heute noch, und nicht den psychologen, die dazu da waren und sind,
die spreu vom weizen zu trennen und dem psychiater die arbeit zu erleichtern.
die zahl der verweigerer hatte seit einiger zeit drastisch zugenommen,
das durfte so nicht weitergehen, dem wollte man abhelfen und die truppe
eben auf diese art säubern, was erst noch den ersichtlichen vorteil
hat, dass dann nicht etwa der dienstbetrieb krank macht, sondern die jugend
in gottes namen schwächlicher wird und vice versa der militärbetrieb
als einem gesunden jungen mann zumutbar erscheint. was kann das militär
dafür, dass einer labil und vorbelastet ist! jedes psychiatrische
gutachten lässt, wenn man will, diesen schluss zu. und man wollte,
gewiss: "viele zur persönlichen militärdienstleistung eindeutig
nicht taugliche versuchen, ihre unfähigkeit mit einem ideologischen,
weltanschaulichen, etischen mäntelchen zu kaschieren; es ist ja oft
einfacher und salonfähiger, als märtyrer und dienstverweigerer
dazustehen, als das eigene unvermögen offen zugeben zu müssen",
so kreisarzt bolliger vom bundesamt für sanität in der nzz vom
19.12. 90. ins selbe horn blies alfred stucki, chefwaffenplatzpsychiater
von thun, in den achtzigerjahren mit seinem buch "dienstverweigerer
- profet, patient oder parasit?": "die möglichkeit der
dienstverweigerung zieht psychisch abnorme an wie das licht die mücken."
das buch verstand sich als hilfestellung für truppenärzte und
berufskollegen stuckis. man wollte also den widerstand regeln, wollte
erreichen, dass die zahl der dienstverweigerer abnahm, und man hat es
auch erreicht, lange vor dem zivildienst schon, gnade der psychiatrie.
es lässt sich eben einiges arrangieren, wenn man "ein volk zu
steuern" hat (zitat volkszählungsbogen 2001), auch vor militärgerichten
- ich habe als prozessbeobachter einige fälle miterlebt, wo ein verweigerer
von richtern oder vom pflichtverteidiger oder allen zusammen dazu genötigt
worden ist, sich psychiatrisch untersuchen zu lassen, ansonsten man ihn
zwecks abklärung auch zwangsweise hospitalisieren lassen könne.
regelmässig wurde dann auf "dienstuntauglich schon zum zeitpunkt
der tat" erkannt - freispruch wegen schuldunfähigkeit. dem schema
lag eine simple rechnung zugrunde: psychisch gesund ist der mann, wenn
er sich gefügig in die militärhierarchie einordnet. opposition
ist krankhaft und somit kein gesellschaftliches, sondern ein medizinisches
problem. so bedauerte etwa der ehemalige leiter des "wehrpsychiatrischen
dienstes", oberst hans-konrad knöpfel, am 9. 10. 90 in der nzz,
dass bei uns die rekrutenschule immer noch einen wesentlichen teil der
" psychischen selektion" darstelle, was den dienstbetrieb unnötig
belaste. besser wäre es, "als sofortmassnahme könnte man
schon 1991 bei der aushebung die anforderung an die psychische stabilität
erhöhen. man könnte alle, die bereits im zivilleben schwierigkeiten
bereiten, etwa in der lehre versagen, keine kontakte finden, gehäuft
verunfallen, drogen konsumieren oder übermässig trinken, sogleich
zum waffenplatzpsychiater schicken...... auch sozial schlecht angepasste
und zuwenig leistungswillige würde man besser ausmustern, anstatt
zu versuchen, sie mit zwang nachzuerziehen, was doch misslingen muss.
so hätten wir schon 1992 kleinere und leichter zu führende schulen."
derselbe knöpfel übrigens, der es dann doch wiederum auch schade
fand, dass die starken und gesunden männer im kampf fallen würden,
indes die schwachen überlebten. rassenhygiene ahoi! und nicht zuletzt
hat das militär auch mitgeholfen, propaganda für den zivildienst
zu machen, nicht zu laut und nicht zu öffentlich, man kann da leiser
auf parteien und dergleichen einwirken, aber man hat doch bürgerlichen
kreisen zur einsicht nachverhelfen können, dass mit dem zivildienst
gleich mehrere fliegen auf einen streich zu treffen seien: die zahl der
verweigerer nimmt ab, die schweiz kann sich nun auch in europa als ein
liberales land gerieren, überhaupt machen die zivildienstler lauter
sinnvolle, nützliche arbeit (was sie aber bei der gewissensprüfung
nicht gerade ausposaunen sollten), und die armee spart geld und braucht
nicht mehr so viele zu füttern, das geld kann man besser für
waffen brauchen als für mindere elemente, eh wünschte man sie
sich jetzt kleiner, beweglicher, reibungsloser funktionierend. die schweizerische
offiziersgesellschaft hatte sich denn auch als einzige ernstzunehmende,
das heisst vernehmlassungsfähige gruppierung, nebst einer kleinen
grünroten partei, für die gleich lange dauer des zivildienstes
und gegen die gewissensprüfung ausgesprochen, konsequenterweise,
muss man sagen. psychiater als huren der macht die psychiatrie, mindestens die arrivierte, ist keine wissenschaft. ihre diagnosen sind subjektiv, von der stimmung und der lebenseinstellung der psychiater abhängig. soviele psychiater, soviele diagnosen, darum, wenns geht, kupfert man einander ab, spricht sich ab, verlässt sich auf formeln und bücher von autoritäten auf diesem gebiet, die auch nichts anderes als ihre subjektive sicht der dinge zum besten geben, nur wissenschaftlich getarnt, nur angereichert mit einem fachvokabular, das die meisten studenten der psychologie, der psychiatrie schon schwer beeindruckt, zu schweigen von den patienten. aufgrund jeder lebensgeschichte lässt sich ein patologisches bild zeichnen, lassen sich depressive fasen mit entsprechender rückfallgefahr aufstöbern, lassen sich neurotische zustände, traumas, abweichungen, gefahren aller art heraufbeschwören. oder auch eben nicht, je nachdem. je nachdem, wem man wirklich helfen will, bewusst oder unbewusst, dem kunden (beispielsweise der justiz, einem auftraggeber wie der armee, der invalidenversicherung), dem patienten, der gesellschaft, dem staat, den angehörigen, dem recht, ruhe und ordnung, der truppendisziplin, seiner eigenen karriere - nichts ist unklarer und schwerer zu durchschauen. soziale kontrolle ist nicht zufällig ein begriff aus der fachliteratur; die psychiatrie war von anfang an dazu da, störherde zu eliminieren, die gesellschaft vor unangepassten menschen zu "schützen": insofern kann bei dem ganzen zauber um die gutachten fürs militär gar nicht eigentlich von missbrauch gesprochen werden, die psychiatrie wird gar nicht missbraucht, sie kann hier sogar besonders gut ihrer wahren aufgabe frönen. aus den augen und dem sinn schaffen, was nicht ins law-and-order-schema passt, der herschenden ideologie nach dem munde reden, "unseren" christlichen, heuchlerischen, verbohrten und verlogenen werten zum durchbruch verhelfen, oder man kann auch, moderner, den computer sprechen lassen, der wie ein lügendetektor die wunderbaren tests auswertet, die objektiver, gerechter, klüger nicht ausgetüftelt werden könnten, als sie es schon sind! und die psychiater können all das mit bestem gewissen tun, anders als in autoritären oder diktatorischen regimes, nicht wahr, denn es gibt nichts edleres, als einem freiheitlichen, gerechten, mustergültigen staat zu dienen, wo ein schaffensfreudiges volk am ruder sitzt und im wettbewerb der völker aus eigenem antrieb eine besondere stellung, eine harausgehobene einnimmt! also wer sich hier überhaupt noch anzupassen braucht, dieser menschlichkeit, dieser aufgeschlossenheit, dieser sauberkeit im ganzen land, muss ja in seiner substanz geschädigt sein, ein unglücksfall sozusagen der natur, die man, leider, leider, immer noch nicht ganz in den griff bekommen hat. aber den menschen mit tests! "wir sind daran, eine standartisierte form international anerkannter tests zu kreieren", sagt rolf huber vom militärärztlichen dienst des generalstabs, und man will jeden psychiater verpflichten, dem gutachten die auswertung eines solchen tests beizulegen. damit einer dann wenigstens weiss, dass er als zurechnungsfähiger an der front abgeknallt wird oder als solcher den feind vernichtet! "die diagnostik muss medizinischer werden", pflichtet der schon erwähnte und gewiss wie alle seine kollegen nicht realitätsverlustige herr vetter bei. nicht mehr zulassen wolle man berichte von psychologen, ist zu vernehmen. dabei sind es gerade sie, nicht die psychiater, die in ihrem studium lernen, wie man tests auswertet, und das ist, nebenbei, immer auch eine subjektive sache, hat interpretationsspielraum, schon die erfindung oder, künstlerischer ausgedrückt, die kreierung eines tests ist keine objektive angelegenheit, sondern gelinde formuliert der versuch, eine statistische, fiktive normalität als gesunde grundlage anzunehmen und die abweichungen davon zu brandmarken. und wer kann schon in einen menschen hineinschauen? und welcher dumme mensch wüsste nicht zu lügen und zu erraten, welche testantworten ihm dienlich sein könnten? und welcher psychiater vermöchte nicht, test hin oder her, der gewünschten stossrichtung sich anzupassen, gesundzuschreiben, wenns verlangt, krankzuschreiben, wenns gefordert wird? anpas-sungsschwierigkeiten? vorbelastet? identitätskrise? ach wo! unzurechnungsfähig? im gegenteil! autoritätskonflikte - doch nicht die herren militärpsychiater und konsorten! das alles würden gerade die sich zuallerletzt selber attestieren. denn dann müssten sie ja noch angst haben, selber schizofren zu sein, paranoid, unreif, unzurechnungsfähig, und dies nebst der schon gewohnten und gewöhnlich verdrängten angst vor schlechtem ruf, wenn sie sich nicht anpassen, liebesentzug der hierarchie, gar arbeitslosigkeit - die angst der psychiater vor sich selbst. besser also, sich anzupassen, abzukupfern, auf der höhe der zeit zu sein, zum wohle des vaterlands, der wissenschaft, im dienste höherer interessen, eigenen fortkommens - der macht. wie entsteht ein gutachten? auch ein armeekritischer, hierarchisch ungebundener psychiater kann nicht umhin, seinen kunden, der ihn zwecks ausmusterung um hilfe ersucht, patient zu taufen und ihn mehr oder weniger zu patologisieren. er kann nicht schreiben, liebe armee, du schadest den leuten und dein vorhandensein ist schon megakrank, er muss das ungenügen beim patienten suchen, seinen unwillen, militärdienst zu leisten, in eine unfähigkeit ummünzen. sich legal aus der affäre zu ziehen, geht eben nur mit hilfe des systems, da und andernorts. ob der arzt dann schliesslich an seine diagnose selber glaubt oder nicht, bleibt meistens sein geheimnis. er erfüllt seinen auftrag im dienste des hilfesuchenden dann gut, wenn er symptome wie persönlichkeits-störungen, depressionen, drogenkonsum, angstzustände, psychosomatische reaktionen stimmig in die lebensgeschichte seines "patienten" einbaut. er kann auch suizidale tendenzen aufzeigen, er kann, wenn vorhanden, homosexualität erwähnen - nichts fürchten die herren offiziere mehr als sexuelle belästigung am arbeitsplatz - oder er wird, wenn er eher militärisch-autoritär gesinnt ist, noch krassere argumente parat haben. es wird beschrieben, welchen eindruck ein patient auf den gutachter macht: unauffällig, so oder so gekleidet, frisiert, herausgeputzt, dieser oder jener tick, gestus oder adrenalinpegel, gestresst, nervös, flegmatisch, oder weichlich, sensibel, intelligent, verängstigt, besorgt, bedrückt, gehemmt, etcetera. das kann schon eine enorme suggestivkraft haben. dann kommt die rede immer auf kindheit und elternhaus, die biografie wird nach schwierigen fasen, konflikten, eheproblemen der eltern, auseinandersetzungen mit autoritätspersonen, entwicklungsstörungen, unliebsamen erlebnissen und schlimmen vorkommnissen abgeklopft, nach belastungen und problemen aller art, auch am arbeitsplatz, im beruflichen umfeld, im studium. krankheiten in der familie helfen auch, die richtige spur zu finden, depressionen beispielsweise gelten als vererbbar oder sozial übertragbar und sowieso als unheilbar, undiagnostizierbare leiden wie rückenschmerzen, kopfweh, migräne, verdauungsprobleme und dergleichen als psychosomatischer ausdruck von belastungen und verdrängter probleme, drogenkonsum beim patienten als fluchtreaktion, bei eltern oder verwandten oder lebenspartnern als belastung der familiären atmosfäre, und so weiter und so weiter. vielleicht hat der patient in der schule unter hänseleien gelitten, findet wenig kontakt zu kollegen, kann sich von einem autoritären vater nicht lösen, hängt komplexhaft zu sehr an der mutter und kann nicht zu sich selbst finden. es folgt das tema liebe und partnerschaft, folgen möglichst unglückliche beziehungen, leiden unter trennung, verlustängste, es muss nach jedem vergrabenen hund gesucht werden, vielleicht auch nicht gesucht, weil der patient sowieso viel darüber nachdenkt und zu erzählen weiss; wieviel porzellan kann in einer autoritären oder lieblosen oder ungerechten erziehung kaputtgehen, wieviel geschirr unter einem rücksichtslosen chef zerschlagen werden, wieviel schmerz an einer kaputten welt zur besessenheit ausarten! die erlebnisse im militärdienst, wenn es sie gibt, spielen natürlich eine zentrale rolle, das ist kaum ein problem, sie zu beschreiben, die erniedrigungen, schikanen, die schinderei und der leerlauf, die rassismen und sexistischen auswüchse, die langeweile, die arreststrafen, da der patient ja unter dem dienstbetrieb leidet, dagegen aufbegehrt, ohnmächtig die faust im sack macht, schon wochen vor dem einrücken gestresst ist; immer vorausgesetzt, ein psychiater will helfen und nicht bagatellisieren, gibt sich als mensch und nicht als autoritätsperson. auch wenn sein kunde nicht im militär war, lässt sich argumentieren, es sei zu erwarten, dass er unter dem gruppendruck leide, dass anpassungsschwierigkeiten ihn über gebühr belasteten, dass er mit rückzugstendenzen reagiere, mit identitätsverlust, panikreaktionen, aggressionen, was im umgang mit waffen gefährlich werden könnte. so kommt eins zum andern, kann die problematik aufgrund einer auf diese aspekte fokussierten lebensgeschichte aufgezeigt werden. die psychiatrie ist eine subjektive angelegenheit, das spiel ist gerade von den uc-ärzten, die an die psychiatrie als an eine objektive wissenschaft glauben, nicht zu durchschauen. sie sind befangen, schauen auf den umfang eines schreibens, auf eine markante diagnostik oder eloquente darstellung der vorgänge, haben keine zeit, sich länger als ein paar minuten darum zu kümmern, und im übrigen können sie einem auch nicht ins hirn schauen; und mit einigem guten willen wird jeder solche und ähnliche geschichten in seinem leben finden und braucht keinesfalls zu lügen. gut beraten ist, wer sich frühzeitig nach einem geeigneten arzt, einer helfenden ärztin umschaut - immer weniger wird den rekruten im dienst von den ärzten geholfen, immer öfter werden rekruten trotz zeugnissen, die sie im urlaub auftreiben, nicht nachhause geschickt, immer länger dauert die tortur, der spiessrutenlauf vom offizier, der erst nach mehrmaligen bitten einen arztbesuch erlaubt, zum truppenarzt, der kein einsehen hat, über den psychologisch-pädagogischen dienst, der ausserstande ist, ein machtwort zu sprechen, bis endlich, nach zwei drei wochen, wenn überhaupt, hin zum waffenplatzpsychiater, der einen womöglich noch anbellt und findet, man solle nicht so wehleidig tun. besser also allemal, das gutachten vordienstlich aufzutreiben, die sache nicht auf die lange bank zu schieben, besser immer noch, gleich beim einrücken ein zeugnis mitzubringen, dann wird man noch am ehesten gleich wieder entlassen. möglich auch, dass eine militärbehörde, die gruppe für personelles der armee, die militärdirektion, erlaubt, das zeugnis zu schicken. nicht zu empfehlen ist es, den kommandanten vorgängig darüber zu informieren, dass man ein zeugnis habe, ausser man kenne ihn verlässlich als umgänglichen, unbürokratischen menschen, eine rare qualität in diesem verein, hunderttausende im lande wissen es. unser beratungskonzept* es ist uns wurscht,
welchen weg ein ratsuchender einschlagen will, den "blauen weg",
die eben beschriebene ärztliche ausmusterung, oder den gang durch
die institution des zivildienstes. wir helfen gerne, wie wir können,
wir unterstützen die leute in ihrem anliegen. wir versuchen nicht,
den neuen menschen zu kreieren und ihn zum zivildienst zu überreden,
haben über den zivildienst ja auch schon einiges geschrieben, werden
es wieder tun - nirgends gold, das glänzt. nirgends eine spur liberalität,
ein körnchen freiheit, ein quentchen zugestandener freier wahl, anmassung,
amtsanmassung da wie dort, obrigkeitsstaat gehupft wie gesprungen, wiehernder
amtsschimmel hüben und drüben, quoten, schubladen und etiketten.
ein schwindel allemal, ein skandal, eine impertinente diktatur des gehorsams.
glücklich, wer seinen weg einigermassen aufrecht zu gehen weiss.
klug, wer eine ärztliche diagnose achselzuckend hinnehmen kann, das
gewissenstamtam bei der zivildienstanhörung als eine farce durchschaut.
und frei, wer den militärischen bettel hinschmeissen kann ohne gerichtliche
sanktionen oder ihn sich gar nicht |
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