schandfleck.ch_archiv/2001/nr.3 |
michael
mäder
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armee ins museum | ||
anfang
juli lancierte der berner bernhard hess, einziger nationalrat der schweizer
demokraten, einen vorstoss zu handen des bundesrats. darin wird die regierung
aufgefordert, sich für ein eidgenössisches armeemuseum einzusetzen.
und siehe da: ganzen neunzig nationalratskollegen schien dies ebenfalls
ein genügend notwendiges anliegen, sodass sie ihre unterschrift hinzufügten.
ein beispielloser erfolg für herrn hess! für kein anderes begehren
konnte der rechtsaussenseiter in der grossen kammer derart viele herzen
erwärmen (fast zwei drittel der nationalräte!).
nun fragen wir uns
aber, ob der sd-politiker und seine mitvorstossenden nicht offene türen
einrennen, denn: haben wir der armeemuseen nicht schon etliche?: aarau,
moudon, losone, riedbach.... zwar sind die museumsgebäude (man behielt
hier die traditionelle bezeichnung "kaserne" bei) meist selbst
in museumsreifem zustand. doch tausende von ausstellungswärtern (auch
hier konnte sich der ausdruck "offiziere" halten) geben sich
mühe, die ausstellung attraktiv zu gestalten. so werden zum beispiel
an den eingangspforten wachposten aufgestellt (wie im louvre in paris),
um zu zeigen, dass früher feinde lauerten. solche und ähnliche
gags versetzen den besucher in seinem befinden gleich um jahrzehnte zurück.
der authentizität nicht genug: das detailgetreu nachgebildete kostüm,
das jeder besucher anziehen darf und der ruppige umgangston, der dem museumsbesucher
während seines 15-wöchigen ausstellungsbesuchs vertraut gemacht
wird, lässt diesen zeitweise meinen, das ganze sei jetzt und echt!
damit dem besucher während der doch aussergewöhnlich lange dauernden
visite nicht langweilig wird, ist das ganze interaktiv gestaltet: diverse
ausstellungsobjekte können ausprobiert, gefahren, geputzt, angezogen,
poliert, abgeknallt oder gegessen werden. herr hess, ziehen sie ihren vorstoss zurück! ihr wunsch ist bereits erfüllt! sind sie nicht gar ausstellungswärter in einem der museen? |
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