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schandfleck.ch_archiv/2002/nr.3
maya sauter*
icye - schweiz - honduras


*maya nahm 1996/97 am austauschprogramm von icye teil. während einem jahr lebte sie in einer honduranischen gastfamilie in santa rosa de copan. sie arbeitete im öffentlichen krankenhaus der stadt und bei plan de honduras, einer entwicklungsorganisation.

icye (international cultural youth exchange) ist eine nicht gewinnorientierte organisation, welche die verständigung zwischen menschen verschiedener kulturen fördert.

icye organisiert interkulturelle austauschprogramme von 6-12 monaten auf der ganzen welt. durch die teilnahme am täglichen leben erhalten die austauscherInnen einen differenzierten einblick in die gastkultur. sie lernen ein anderes land mit seinen sozialen, kulturellen, religiösen, sprachlichen, emotionalen und ökonomischen aspekten kennen. diese erfahrung ermöglicht eine vertiefte auseinandersetzung mit der eigenen person und der eigenen kultur.

icye entstand kurz nach dem 2. weltkrieg aus einem bilateralen austauschprogramm zwischen den usa und deutschland. der grundgedanke war, einen beitrag zur versöhnung zwischen den kriegsgegnern zu leisten. 1987 erhielt icye durch die vereinten nationen die offizielle anerkennung als frieden stiftende organisation.

icye schweiz bietet austauschprogramme auf allen fünf kontinenten an, so auch in lateinamerika.

mehr infos: icye, belpstrasse 69, 3000 bern 14; 031 371 77 80; info@icye.ch; www.icye.ch

 


honduras

honduras ist sicherlich das am wenigsten bekannte land zentralamerikas. touristInnen reisen in der regel von mexiko und guatemala direkt nach costa rica oder südamerika weiter. auch in den zeitungen liest man kaum etwas über honduras. obwohl, oder gerade weil es so unbekannt ist, ist das land eine reise wert. die grössten touristen-attraktionen sind das korallenriff im norden, die maya-ruinen bei copan und der grösstenteils unberührte regenwald moskitia.
honduras grenzt im norden an guatemala und im süden an nicaragua. es ist flächenmässig das zweitgrösste land zentralamerikas. von den gut 5 millionen einwohnerInnen leben 82% unterhalb des von der vereinten nationen definierten existenzminimums. Mit 90% sind die mestizen die grösste bevölkerungsgruppe. in honduras leben auch mehrere indianische gemeinschaften: miskito, sumu tawahka, pech, lenca, chorti und jicaque/tolupane.
die hauptstadt tegucigalpa liegt im zentralen hochland. zum ursprung des namens gibt es zwei versionen: in nahuatl bedeutet der name felsen (galpa) aus silber (teguci). tegucigalpa könnte aber auch "buntes gestein" heissen, was auf die roten und grünen gesteinsarten der um die stadt liegenden gebirge hinweisen würde.


pul|peria am. mer. [~pe'ria] f lebensmittel-, kramladen m auf dem land;
langenscheidts taschenwörterbuch spanisch

das typische einer pulperia ist ihr geruch. schon von der strasse her weht er durch die immer geöffnete türe. im laden wird man davon regelrecht überrollt. die düfte von unzähligen lebensmittel und haushaltartikel vermischen sich zu dem schweren, unverwechselbaren geruch. schon die nase sagt, dass es hier alles gibt.
die gestelle reichen bis zur decke. sie sind so vollgestopft, dass es schwerfällt, den richtigen artikel zu finden. kaffee, früchte,waschmittel, salz, kugelschreibeiber, toilettenpapier... am besten fragt man nach dem gewünschten. die verkäuferin steigt auf einen stuhl und holt aus einer dunklen ecke den zucker und den reis. währenddessen kann man sich im laden umschauen und dabei unerwartete und überraschende artikel entdecken. es gibt zwar nur drei sorten kekse und eine sorte mehl, aber eine riesige schachtel mit einem barbie steht als attraktion zuvorderst in der vitrine. die dicke staubschicht und die verblasste farbe deuten darauf hin, dass sie nicht erst seit gestern hier steht. auch die lockenwickler scheinen nur platz wegzunehmen und wer die zwei verbogenen sonnenbrillen kaufen soll, ist nicht ganz klar.
in einer pulperia trifft sich das ganze quartier. die meisten honduranerInnen kennen den wochen-grosseinkauf nicht, sondern gehen jeden tag in die pulperia, um das notwendige zu kaufen. natürlich treffen sie jedesmal bekannten und freunde und auch mit dem besitzer/der besitzerin wechseln sie ein paar worte. so wird der tägliche einkauf zu einem ausflug in die pulperia, in der es die tante-emma-welt noch gibt.


pulperias verkaufen auch getränke. natürlich coca cola, aber auch honduranische produkte. die sind sehr süss, kohlensäurehaltig, knallbunt und in glasflaschen abgefüllt.
wenn der kunde/die kundin das getränk sofort konsumieren möchte, fragen die verkäuferInnen, ob er/sie es in der pulperia trinken oder mitnehmen möchten. all denen, die sich für die take-away variante entscheiden, steckt die verkäuferin einen strohhalm in einen durchsichtigen plastikbeutel und giesst das getränk dazu. die flasche behält sie. nicht weil sie eine mehrwegflasche mit pfand ist, sondern weil es den verkäuferInnen verboten ist, offene flaschen mitzugeben. bevor es das verbot gab, lagen überall in den strassen leere, zerschlagene flaschen und die glasscherben verletzten die barfüssigen passantInnen.
der strohhlam ist aber schon fast ein luxus. am anfang, als die honduranischen behörden das gesetz einführten, banden die verkäuferinnen den beutel oben zu und schnitten eine ecke des beutels ab. Die leute spazierten dann durch die strassen, in der einen hand den beutel, mit der anderen hand die abgeschnittene ecke zuhaltend, damit das getränk nicht auslief. und zwischendurch nahmen sie einen schluck aus dem beutel. warum es nur wasser in pet-flaschen gibt, ist mir nicht ganz klar. aber bestimmt wird auch diese marktlücke einmal gefüllt.

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