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schandfleck.ch_archiv/2002/nr.4
daniel costantino
zwischenstop
hintergedanken bei meiner arbeit


wichtig ist die pfeife
das war schon bei den indianern so
und die haben die büffel nicht ausgerottet
sondern sich bei ihnen bedankt

ich bedanke mich auch
es kommt einem wunder nahe
dass einer geld verdient damit
dass er andern zuhört und von ihnen lernt

wenn auch nicht sehr viel geld


die pfeife ist wichtig
ich protestiere gegen alle friedensorganisationen mit nichtraucherzwang
gegen alle tische und versammlungen
wo nicht geraucht werden darf

der heutige mensch und politaktivist
muss sich wieder entspannen lernen
und konzentrieren und stimulieren
und die pfeife soll rundumwandern

sonst kommen wir nicht weiter


wenn wir dauernd alles schützen
korrektsein aber nichts niederreissen wollen
die predigt am sonntag und solches zeug
die wissenschaft und die forschung

auch die gewissensgründe und die psychiatrie
und die gemeinnützige arbeit
die aufopfernde soziale arbeit
das opfer überhaupt als begriff als symbol

als tribut


nulltoleranz lasst die andern üben
die ihre miliz und ihre militanz
von gesellschaftlichen strömungen gefährdet sehen
und nie recht zeigen dürfen was sie eigentlich könnten

und der drogenfreien armee das wort reden
und für unvergiftetes kanonenfutter plädieren
und gewiss mit dem feind schon nichtraucherzonen aushandeln
denn wo geschossen wird haben drogen keinen platz

leichen schon


nicht jedes problem gleich ernstnehmen
und nicht mehr darüber lachen
und nicht dem wolf erzählen gewalt löse keine probleme
das meine ich

das wichtigste ist
neben der pfeife und mit ihr dem lachen
und aber auch dem lauten fluchen
dass man trotzdem nicht weint

und dennoch trauert


wertneutrale beratungen lasst die andern machen
die geschichtsbücher schreiben und gesetze biegen
und von kommunikation schwatzen und dergleichen
und von wertegemeinschaft wenn sie sich selber meinen

deren geschäft seit jeher der friede war
die ausbeutung als menschenrecht verkaufen und ihren terror als hilfe
und den geldbeutel seele nennen und herrlichkeitinewigkeit
und distinguiert dazu lächeln

als ob man sich in der hölle siezte


ewig muss das nicht weitergehen so und kann es auch nicht
der mensch wird den globus nicht in die luft jagen
oder in ausserhalbige gegenden
grössenwahn - noch manches was ihn bekämpft

und gottspielen ist primitiver aberglaube
höchstens die kappen werden schmelzen und die narren ersaufen
und der rest von kultur und die liebe
und manches was schon heute ausstirbt

oder noch in zoos zu betrachten


sagte ich friede?
unfriede ist fast noch wichtiger
was aufbegehrt gegen arbeitsplätze und gefängnisbauten
gegen den takt und den strom und die erziehung an sich

die folgsamkeit im fühlen und denken schon
die abtötung der erotik die fast schon mumifiziert
ein schatten ihrer selbst
ein hoffnungsloses dasein fristet

wie eine eingesperrte maus im vakuum


krieg ist keine notwehrhandlung im affekt
und keine naturbedingte unabänderlichkeit
wegen zuvieler menschen oder so
und mangelnder verständnismöglichkeiten

als ob es quasi der globalisierung bedürfte
ihn zu überwinden
sondern kriminelles verhalten
aus machtgier perfidie und frustration

und kein sinnloser fehler


die regierung lügt sich in die eigne tasche
die medien verbreiten die propaganda vom sieg
die linken bedauern sich mehr als die opfer ihrer bomben
die sklaven veralbern vor der glotze

vaterland ist ein synonym für obrigkeit
sucht ihr heimat geht zu muttern
macht kennt kein weltanschauliches rückgrat
nur quantitäten und potenz

und kirchenchöre


revolution wäre eine farce
der mensch bessert sich nicht durch politik
und durch neue befehlshaber
und herrschaftslosigkeit lässt sich nicht verordnen

aber ein bisschen etwas wäre gewonnen
wenn wir unsrer guten erziehung überdrüssig
weniger vernünftig dafür verspielter
und ganz dicke subjektiv würden

und aufhören vom dreck zu saufen durch den man uns zieht


weiss ja nicht wofür mancher den opa hält
der noch im knast für seine renitenz gebüsst
und den das alter nicht milder gestimmt
höchstens radikaler und ein wenig paranoid

der da ziemlich bullig hingeflarzt
als hätt er alle zeit der welt
und hinter viel rauch und langen haaren
seine moralpredigten hält

und hofft dass er sich nicht zu häufig irrt


ich jedenfalls sage und schreibe
es gibt den typischen verweigerer nicht
genausowenig wie die heutige jugend
und das ewig weiblich- oder männliche

schreit einer: wie der bin ich nicht
kennt er sich meistens selber schlecht
und richtet nach einem fixen bild von sich
denn wir sind uns alle ähnlicher als vermutet

gerade das geht uns auf die nerven


ich warne vor beamtendeutsch und wissenschaftsjargon aller art
vor dem latein der journalisten und dem pidgin der apparatschicks
und dem halali der esoteriker jedweder couleur
alles nur da uns dummzuhalten

ich lass mir nicht aufschwatzen die wirtschaft sei das wichtigste
und wo armut herrsche komme es zu terror und krieg
und minuswachstum schlage um in hungersnot
ich lass mich vom fortschritt nicht manipulieren

unsereiner war als mensch ja wohl zuerst da


das problem von anfang an:
man will uns nicht haben wie wir sind
chirurgische verpflanzung hunderter gebots- und verbotsschilder
regelt hierarchisch jeden menschlichen verkehr

verkabelung und anschluss an den herdenstrom
und elektroschocks wenn einer muckt oder trotzt
konditionierung nenn ichs und dressur
und ganz verdammt einen kostennutzungszwinger

als wäre man wie man wäre unerwünscht


kommunizieren statt erleben
information ersetzt erfahrung
statt verantwortung trägt man krawatte
und stinkts zum himmel hilft weihrauch und parfüm

wär ich ein russ! sprach mein kommandant
hicks! zwischen zwei schluck bier
ich verweigerte glatt den dienst
hicks! jawoll! - oder ich wär auch offizier

recht hat der mann


der mensch will einfach nicht rentieren
drum versucht man ihm anderswie aufzuschwatzen
er habe sich vor den karren spannen zu lassen
es gibt ausgebildetes personal hiezu

im lichte dieser erkenntnis betreib ich meinen job
doch ists ein licht das keinen glanz verbreitet
und keinen tiefern sinn enthüllt
denn wo nichts ist will ich auch nichts hinzaubern

es spukt schon genug in unsern hirnen


eine zeit die manche wahrheit nicht erträgt
und die schlimmer als neandertaler
an kunterbunten mytenzauber glaubt
lässt sich nicht gern in ihrer hektik stören

das käme zum lachen zum rauchen zum fluchen noch hinzu:
die langsamkeit im gleichklang von denken und gemüt
neugier des herzens die sich auch mit neunzig noch regt
und nicht in lebenslanger hetzerei verpufft

na ja - das wärs so ungefähr

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