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schandfleck.ch_archiv/2003/november

daniel costantino
der gute alte blocher
also ich mach jetzt auch mal auf populismus, der ist ja sehr in mode gekommen in diesen spannenden zeiten. ich weiss zwar nicht genau, was populismus eigentlich bedeutet, aber ich glaube, es gehört zum wesen der populisten, dass sie auch nie genau wissen, wovon sie sprechen. dasselbe gilt für das gros der journaille. also was will ich da eine ausnahme sein, kaum fange ich an.

alles starrt auf blocher, die linken bedauern, keinen solchen volkstribun zu haben und möchten doch eigentlich so nett patriotisch sein, wenn nur am rechten ort gespart und am linken geld ausgegeben würde. allen zusammen liegt die idée suisse am herzen, dieser billige werbegag, das beteuern sie jedenfalls

ununterbrochen, den einen die altväterische, traditionelle, separatistische, den andern eine modernere, europäische variante, nicht weniger autoritär und dünkelhaft, auserwählt, und nicht miteinander, sondern gegeneinander versucht man, zu retten, was zu retten ist und sein scherflein ins trockene zu bringen. die fachleute schlagen einmal alarm und erteilten ratschläge, ein andermal verschreiben sie kuren oder raten zu operativen eingriffen, und die experten erteilen gegenratschläge und mahnen konträre behandlungsmetoden an, und die ökonomen wissen ein drittes rezept und die wirtschaftsprofessoren ein viertes, und die politiker befolgen alles nacheinander und miteinander und gegeneinander und lenken und operieren und koordinieren und wursteln und stellen den patienten schweiz auf den kopf, gegen die arbeitslosen, mit den bonzen, für rentenklau und gegen asylmissbrauch, azyklisch oder antizyklisch oder ganz einfach der nase nach. zum glück schiessen die fussballer wieder tore; das vereint. und nur, wer kein linker ist, schämt sich dessen.

wer sich aber schämt, ist ein schleimscheisser.

wenn ich an blocher denke, sehe ich meinen grossvater, einer der letzten richtigen, stolzen schweizer (blocher mit seinem jahrgang dagegen ist bloss noch ein epigonischer kitschier): bewährtes haudegenblut, kriegsverwundung beim aktivdienst in den bergen, trotz einem dabei krummgebliebenen bein hernach karriere im waffenlaufsport gemacht, heimatliebend, stur bis zum autismus, unerschüttlich fest in seinem politischen credo, bis ganz kurz vor seinem ende. "das mit eurer dienstverweigerung haben euch die kommunisten eingebläut", so sprach er zu uns enkeln. und was so ein echter grossvater und schweizerdemokrat war, der hatte früher einen blocher im hause, im schrank neben dem sturmgewehr, den boxhandschuhen und den militärschuhen, also allem zubehör des politikers, es roch nach kampf und krieg, nach schmieröl und faltigem leder und wichse. genau wie in der svp.

und wenn ich an die organe des staates denke, zu denen ja beispielsweise auch die beiden kammern des parlaments gehören, kommt mir der verdauungstrakt in den sinn, därme samt inhalt und ausstoss, und wenns nicht unten rauspufft, dann blubberts oben zum munde heraus. warum um gotteswillen grassiert in diesem land die mär, die fdp sei vor hundertfünfzig jahren einmal fortschrittlich, aufklärerisch, revolutionär gewesen - also linker, als es die linken je zu sein vermöchten? nur weil ein paar mytenkolporteure, bezahlte höflinge, das in unser geschichtsbuch geschrieben haben und generationen von lehrkräften, höfliche, mittelständische spiesser, seither die sache nachgeplappert. in unserem volke wären jemals freiheitliche regungen im schwange gewesen, goldene zeiten nicht nur für unternehmer, kredithaie und spekulanten, hätten menschlichkeit und nächstenliebe ungeduldig vor der tür gestanden und mit den hufen gescharrt - achgott! und wenn ihr den blocher nicht wählt, ziehen wir uns ebenfalls aus der regierung zurück. so staatstragend sind die, jawohl. die sp ist natürlich auch nicht besser. in vielem hat der blocher ja recht, wenn er sie kritisiert, doch lastet er vornehmlich andern an, was er selbst zu kaschieren sucht. der bückling der fdp-granden ist echt balsam für den alten blocher, auf seine wunden zu reiben in schlechten tagen und dunkleren zeiten, so richtige blochmaschinenwichse. die schweiz ginge unter, wenn er nicht zum rechten schaute. zum ganz rechten, bis an den äussersten rand, in jede ecke und ritze muss so ein blocher noch gelangen und saubermachen, mit sehr viel gewicht drauf, kindern am besten, die sich draufsetzen, mit der zukunft unsres landes sozusagen also agieren und ideologisieren, darum auch die ganze wichserei um den blocher herum, damit der blut- und bodenpolitik nachdruck verschafft werde. man könnte auch sagen: schweiss- und knochenpolitik, das läuft aufs selbe hinaus, denn ohne bringen wirs nie ganz an die spitze.

auch dafür natürlich blocher als beispiel, vielbenieden, mit seiner typisch helvetischen kuhstallkarriere.

parteien sind etwas vom grauenhaftesten, was erfunden wurde. die wischiwaschisierung ernsthafter anliegen, das gezielte unternehmen, ideale umzubiegen zu simplen slogans, zu eitlen ellbogenparolen herabzuschnorren, aus der wahrheit eine lüge, aus der lüge eine propaganda zu machen. als lägen die geschicke dieses landes, jedes westlich-räuberzivilen staates, nicht längst in den händen ganz anderer denn politischer kräfte. doch alles sei ja politik, bei licht betrachtet, höre ich, der letzte hundsschiss noch, der irgendwo in einem dreckswäldlein auf einem drecksweglein verdorrt. also schwamm drüber und lustig jetzt, applaudieren wir dem eigenen untergang, hoffend, er rette uns vor der gegenwart, applaudieren wir den bossen, den generälen, den päpsten und den politikern, der demokratie, die wir für eine errungenschaft halten, für unser eigenes erfundenes erbe, wie wir die obrigkeit für unsresgleichen halten, gerade auch den firmenboss und milliardär blocher, trompeten wir mit ihnen ins gleiche horn: demokratie, demokratie! schlechte lügen und mären, schmierenteater, miserables schauspiel, trauerspiel, katastrofenspiel, plump und selbstgefällig und gerade deshalb so glaubhaft: charakterlich ja nicht anders geartet als wir selbst.

wer also gewählt wird am 10. dezember, ist irrelevant, genauso wie die vorlagen, zu denen immer weniger stimmvieh überhaupt noch was sagen mag.

zuviel schmierenteater, zuviel wichserei auf dem boden des rechtsstaates. alles schön präpariert, damit die blochmaschine wie eine dampfwalze drüberfährt und ausmerzt, was nicht schweizerblut, was unschweizerisch fühlt und denkt und spricht. schweizerisch: gesunder geist, strammes glied, allzeit bereit. ich wüsste nur ein rezept gegen blocher und konsorten, vor allem die konsorten haben hochkonjunktur, blocher ist ja imgrunde schon heute so gut wie vorbei: begnügt euch, ein dach überm kopf, ein paar kleider und regelmässige mahlzeiten zu haben. stellt euch als zukunftsperspektive einfach vor, dass ihr sterben werdet und nichts mitnehmen könnt und lasst euch nichts anderes aufschwatzen von jenen, die euch mit heilsversprechungen nur das geld aus der tasche stehlen wollen. mit jenen meine ich jeden religiösen und jeden politischen verein, der mir bekannt ist. ich warne überdies vor dem zeitungslesen. das lesen einer zeitung verursacht geistigen krebs und führt zur schädigung der volksgesundheit.

dasselbe gilt für die andern medien, die fernsehprogramme und die rundfunkberieselung, für diese penetrante dauerpropaganda spiessigster art, diesen gratisanschluss an den herdenstrom, den wir alle täglich über uns ergehen lassen und letztlich trotzdem bitter bezahlen müssen.

lest also diesen text und dann schaltet auch das internet ab, definitiv.

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