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schandfleck.ch_archiv/2004/märz
walter knecht*
 

notizen eines rekruten

*name von der redaktion geändert


liebes tagebuch…

hptm. z. in seiner rede am anfang der rs: "ich will auf diesem kasernenareal keine gottverdammte scheiss-peace-fahne sehen. es gibt nur die schweizerfahne und meine luzerner fahne, kapiert?"

jede zimmerordnung ist angeblich scheisse. ein korporal hatte es noch kontrolliert und gesagt, es sei i.o. egal, wir müssen in 8 km entfernung biwakieren gehen. laut einem korporal ist es egal, ob die zimmer sauber sind oder nicht, denn unser kadi war einfach gefrustet…
am nächsten morgen um 4 uhr müssen wir den ganzen weg mit der vollpackung zurücklaufen - ohne morgenessen im bauch! -) zwei rekruten klappen zusammen.

unser kadi will "dass jeder rekrut am 24.oktober in einer sportlichen top-verfassung ist…"
deshalb gibts viermal die woche die übung ‚forrest gump', d.h. morgenjogging um 4.15h!
ab der dritten woche zweimal, jedoch immer am morgen nach dem ausgang.

ein rekrut hat panik, als er die schutzmaske aufhat und nimmt sie deshalb ab. ein korporal sch*** ihn zusammen. der rekrut entgegnet, er könne das nicht, ihm werde schwindlig und schlecht. der korpi sagt, dass sei ihm s***egal, dann klappe er halt zusammen.

unsere sommer-rs fand im jahrhundert-sommer statt. ein oberst aus genf erzählte in der stärksten zeitung der schweiz grossartig, wegen der hitze hätten die rekruten in der schweiz zwischen 12-15h pause oder höchstens arbeiten im schatten zu verrichten. fakt ist, wir marschierten mehrmals in der grössten mittagshitze, was oberst w. hptm. z. auch verboten hatte. leider war der oberst in den ferien und sein stellvertreter ein z.-anhänger…

auf unserem waffenplatz stand von zeit zu zeit ein militärfahrzeug, das "eagle" heisst. einmal als ich im kp-büro arbeitete, hörte ich, wie ein stabsadjudant hptm. z. fragt, ob sie ein bisschen "rumdüsen" gehen. den ganzen abend fuhren sie mit diesem fahrzeug die panzerpiste auf und ab. es sollte nicht das letzte mal sein (z.b. auch in der verlegung). fakt ist, wir haben eigentlich gar keine verwendung für dieses fahrzeug. kostenpunkt des fahrzeugs: ca. 4 millionen anschaffungskosten, unterhaltungskosten exklusive.

zum 1. august hält htpm. z. eine rede. er steht oben im eagle-fahrzeug und sagt uns, bevor er beginnt, er wolle nicht politisch sein. was wir zu hören bekommen, ist hochpolitisch und ganz ganz rechts am schweizer politikhimmel einzuordnen (unabhängigkeit der schweiz, eu ist sch***, etc.). ein korporal merkt an, dass diese rede gar nicht zulässig sei… (das ganze gibts sogar auf dvd)

ein rekrut hat sich die haare kahl geschoren. als er in der kaserne hptm. z. begegnet, sagt der, er habe die politisch korrekte frisur!

bei der inspektion durch den major sagt dieser, wir sollen zu hause mal vor den spiegel stehen, uns anschauen und den patriotismus, den wir ausstrahlen, wirken lassen. es gefalle ihm total, 280 stramme mannen auf 2 gliedern und keiner bewegt sich. (…)

ein rekrut lässt eine tischbombe los im zimmer. htpm. z. will ihn wegen "unerlaubtem handeln mit sprengstoff" ins gefängnis bringen.

die lieblingsfrage eines vorgesetzen: seit ihr müde?

ja! - ) "gut, dann rennt um das gebäude dort."

nein! - ) "gut, dann habt ihr ja noch genug energie, um das gebäude dort zu rennen." (…)

witzig, oder? eher nicht. (anm: es ist "schön" zu sehen, wenn vorgesetze spass an der machtdemonstration bekommen…)

auf dem feld: ein rekrut aus unserem zug hat kalt, und schlottert deshalb ein wenig. der korporal sagt zu ihm: "ich sehe, du hast kalt, zieh deine schutzmaske an (!) und robbe die 20 meter bis zur stange dort drüben und zurück.

ein rekrut lässt seinen mutz fallen. ein korporal befiehlt, er solle sich bei seinem mutz entschuldigen. als dieser sich weigert, lässt der korporal den ganzen zug ums gebäude rennen.

eine woche später befiehlt der gleiche korporal einem rekruten, er solle 40 liegenstützen machen, und nach jedem mal sagen: "sie sind der geilste, korporal" (…)

ein rekrut geht ins kp-büro zu hptm. z. und sagt, die rekruten finden seine art, wie er mit den leuten spricht und umgeht, nicht sehr angenehm. z. sagt, er solle seine fresse halten und verschwinden.

z. darauf beim antrittsverlesen: wenn es uns hier nicht passe, sollen wir doch ins altersheim und alten leuten den arsch putzen gehen.

z. sagt, wir sollen nicht jammern, nur weil wir ein bisschen marschieren müssen. (anm: nach 8 wochen sind wir bereits über 200km gelaufen…) z. weiter: es gibt leute im paraplegiker-zentrum in nottwil, die würden noch so gerne mit uns tauschen und 200km laufen. (perfid ist glaubs nur der vorname..)

z. kündigt an, er wolle mit der kompanie ein diktat machen. die rechtschreibung lasse zu wünschen übrig. nach 15 wochen könne hier jeder fehlerfrei schreiben..
(anm: z. selber hat die bms nicht geschafft und ist zweimal durch die majorprüfung geflogen)

bei einer übung muss jeder zug auf einem bauernhof stellung beziehen. beim einen zug freuen sich die kinder der bauern schon seit tagen auf den besuch durchs militär, die bäuerin hat für 30 leute suppe, kaffee, kuchen, usw. gemacht. zuerst verschiebt z. die übung um 2 stunden -) die kinder müssen ins bett und sind entsprechend enttäuscht - dann, als der zug auf dem bauernhof ist, pfeift z. alle (wie so oft) in die kaserne zurück. die bäuerin bleibt auf dem essen & trinken sitzen, ist stinkesauer und beschwert sich beim oberst. z. kriegt einen zusammenschiss…

z. an einem morgen zur kompanie: "guten morgen, ihr seht alle aus wie frisch gekotzt."

die weitermachliste wird ausgehängt. rekrut b. ist auch aufgeführt. am nächsten tag jedoch nicht mehr. sein vater ist oberst einer anderen schule und "hat schnell ein paar telefonate geführt"…
laut einer offiziellen mitteilung an alle rekrutenschulen der schweiz dürfen wegen der sommerhitze während den schlimmsten zwei wochen keine märsche durchgeführt werden. alle halten sich daran, ausser z... während kompanie 3 in der badi ist, sind wir auf marsch (anm. oberst w. ist abwesend)

z. befiehlt auf dem platz vor der kaserne: zurücktreten - links treten - rechts treten - liegen! (anm: da es kurz nach 13uhr ist, verbrennt man sich fast die finger…) - dann befiehlt er: daher! die rekruten stehen auf und wollen zu ihm laufen. da sagt z., er habe nichts von aufstehen gesagt. folglich müssen alle zu ihm hinkriechen…

wir laufen durch ein bachbett, die hitze brennt wahnsinnig. ich habe starke kopfschmerzen und es wird mir mehrmals schwarz vor den augen. als ein anderer rekrut den "bei allen verhassten" korporal darauf aufmerksam macht, dass mir schlecht sei, sagt dieser nur, solange ich nicht zusammenklappe, sei es ihm scheissegal, wie es mir ginge. als ich mich später bei einem leutnant beschwere, sagt dieser nur, ich müsse halt meinen "inneren sauhund" überwinden..

als wir um 23.45h von einer übung zurückkehren, die morgens um 5uhr begonnen hatte, werden wir gezwungen, uns in einem saal einzufinden, und wir müssen uns einen kriegsfilm angucken. als die vorgesetzten merken, dass von 50 rekruten 47 schlafen, wird der film um 2uhr abgebrochen.

in der hitze reisst sich ein rekrut plötzlich die schutzmaske vom kopf und muss erbrechen. wir bringen ihn in den schatten. z. kommt vorbei: "da er nun gekotzt habe, könne er ja wieder mitmachen." als der rekrut sagt, er könne nicht mehr, fragt ihn z., ob er eine dienstverweigerung in kauf nehmen wolle.

drei gründe von hptm. z. warum wir so wenig schlaf bekommen:

* schlafen ist eh ungesund, da die augen nichts sehen.
* sonst bekommt ihr noch blasen am rücken, wenn ihr zu lange liegt.
* schlafen ist etwas für arme.

für das fakultative nachtessen muss man sich anmelden. ich melde mich an, da auswärts essen bei mir finanziell nicht drin liegt und auf der speisekarte steht, es gebe glarnerhörnli. als ich in den esssaal komme, gibts jedoch pilzschnitten. alle, die gekommen sind, sind empört. ich frage einen koch, was das soll.
dieser sagt mir, sie hätten den auftrag bekommen, bewusst etwas zu kochen, das niemand gern hat, damit nächstes mal niemand mehr kommt.

ein rekrut aus unserem zug hat eine verkrümmung in der wirbelsäule und hat dies ärztlich belegt. als es heisst: "rucksäcke ergreifen" macht er den leutnant darauf aufmerksam. dieser meint nur, das sei ihm s***egal.

z. (im stile eines sektengurus) zu allen, die probleme mit der schutzmaske haben:
"ich werde euch von dieser krankheit befreien!"

z.-spruch: kompanie 2 ist hier, auf die anderen scheissen wir! verstanden?

bei uns wird jeden samstag und montag morgen die schweizerfahne gehisst, resp. heruntergelassen und die ch-nationalhymne abgelassen. wir sind anscheinend die einzige kompanie in der ganzen schweiz, die das macht.

beim antrittsverlesen: ein rekrut muss husten. z: es wird nicht gehustet!

redbull hat 300 dosen redbull für alle rekruten geliefert. wir haben jedoch nichts davon gesehen.

z. sagt zu einem rekruten, seine haare seien nicht sauber geschnitten worden. der rekrut sagt ihm, seine schwester habe es gemacht. z. sagt, seine schwester sei doch eine elende n***!

ein rekrut einer anderen schule verreckt (!) beim 12-minüteler um 13uhr in der august-hitze. z. sagt, er wolle nicht, dass jemand seiner kompanie stirbt. wir sollen gefälligst sorge zu uns haben. er wolle nicht jedes jahr an irgendeinen gedenkgottesdienst gehen müssen. falls doch jemand sterben sollte, gäbe es von ihm dann nur eine säublume..

z. fährt mehrmals mit 60-80 km/h über den av-platz..

z. gibt den nagel für die letzte woche bekannt: disziplin bis zum exzess..

z. sagt, er wolle einen ultrakorrekten zugsabend. "nicht das plötzlich im zug 7 frau r. einen strip hinlegt". (anm: rekrutin r. ist die einzige frau der kompanie)

z. verbietet uns, in der letzten woche ein paar sachen bereits mit der post nach hause zu schicken. der chef der postordonnanz setzt sich jedoch für uns ein und bekommt recht. denn die post verbieten ist nicht zulässig.

anmerkung: das ist nur ein kleiner auszug von allem! und es gäbe noch viele weitere grundsätzliche dinge, die erwähnenswert sind. diskriminierung von frauen, homosexuellen und westschweizern als beispiele..

pace!
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