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schandfleck.ch_archiv/2004/mai
daniel costantino

der papst in bern

der papst in bern, urständ mittelalterlichen mytenzaubers, des altertums, mixtur und abklatsch heidnischen brauchs, kunterbunt und dämonenhaft, ein spott jeder vernunft, aller natur, der ganzen aufklärung, ihm blutig abgerungen, des humanismus, einfachster menschlichkeit, blutigst abgerungen, der papst in bern, kreuzzug, inquisition, scheiterhaufen und genozid, welch sekten- und ketzerspektakel, die stadt verfinstert in einer dunstglocke esoterischen schwachsinns, teufel, engel, geister, götzen und hexen und wunder, aberglaube über aberglaube, uriella wird vor neid erblassen, segnung und ablass und absolution, heilung und bekehrung, verheissung, verdammung, verdummung, weihrauch und kerzen, knüppel auch und tränengas in stellung, waffen, uniformen, eisenharte autorität, wie gut passts doch zusammen, ists von altersher einhergegangen, schnüffler des gewissens, kontrolleure der seele, überwacher der gedanken, kommissäre, staatsschutz und polizei, einerlei, wittern feinde, schmecken aufstand und böses allüberall, drohen, lügen, denunzieren, der papst in bern, mit ihm kalte krieger, was das zeug hält, des herzens, des verstandes, des wehrwillens, heldenhafte hellebardiere und haudegen allerlei couleur, politprominenz, abzocker und geschäftemacher, er selbst und seine crew ja der grösste unter allen auf erden, paläste, dome, grund und boden, kunst, aktien, unternehmen, banken, industrien, kein mafiaboss reicht ihm das wasser, er also da, wenn nicht noch der teufel dazwischenfunkt, er, diener der diener gottes, nachfolger petri und pontifex maximus, absolutistisch und diktatorisch, und das an meinem geburtstag, geschmacklosigkeit der zeitgeschichte unter allerdings vielen, der fülle, aber auf unsereiner haben sie noch nie rücksicht genommen, diese hirten und heiligen vom stabe, exzellenzen und fürsten von gottesgnaden in ihrem renaissanceprunk, abscheuliche schurken darunter, folterer, kriegsmotoren, terroristen, betrüger und nepotisten, sie nicht und nicht ihre nachbeter in hierarchischer stufung, auch hierzulande ein paar prachtstücke darunter, grosse kirchenlichter, gerade die hochgelobten die frechsten lügner und zynischsten heuchler.

was sie selbst trefflich charakterisiert, werfen sie gehässig andern vor, er und seine infame entourage, nicht vor fünfzehnhundert, vor fünfhundert, vor hundert jahren nur, jetzt und heute und immerdar: homosexualität der untergang abendländischer kultur, ehescheidungen eiternde wunden, welche die gesellschaft zerstörten, arroganz und unfähigkeit zum dialoge jenen, welche die religionen gleichberechtigt sehen, keine über die andre stellen, unmenschlichkeit den befürwortern einer pensionierung des papstes, intellektualistische überheblichkeit, primitive anstandslosigekit, so tönt es schon nur an solchen beispielen aus rom, basel, sitten, zürich und allwo hochamtliche pfaffen im namen ihrer kirche sich verlautbaren, und tragen doch selbst am meisten zum niedergang der werte bei, des anstands, der kultur, zu folter, krieg und barbarei, selbst doch essenz der eiternden wunde ausbeutung, diskriminierung und unmenschlichkeit, verräter, antichrist und teufel selbst.

bücklinge aber diesem schreckgespenst, beifall und verehrung, und nichts wäre besser, würde nur geheuchelt, falschheit und verlogenheit grundlage christlicher kultur und konsequentestes ergebnis, prestige, prunk und protzerei ebenso deutlichste zeichen menschenverachtender macht wie dummdreisten überlegenheitswahns, und wer nun ums goldene kalb herumtanzt, scharwenzelt, katzbuckelt und ergebenst zu kreuze kriecht, zeigt, wes geistes kind er selber ist, nenne er sich journalist, politiker oder künstler, sonnt sich am hofe biblischer gewaltverherrlichung und im abglanz strikt antidemokratischer zensurmassnahmen und vom zwielicht scheinheiliger lustverteufelung jetzt und in ewigkeit.

albern zu glauben, die frohbotschaft (dieser sarkasmus!) werde geglaubt, sei je geglaubt, nur weil sie nachgebetet worden, vor den schranken der gerichtsbarkeit bekannt, aus furcht vor ächtung hergeleiert, dem familienfrieden zuliebe abgenickt und unschuldigen kinderaugen beschworen, töricht, auf öffnung zu hoffen, dient doch ein solches wort einzig der gewinnung neuer märkte, gebietserweiterung wo irgend möglich, verhexung unverdorbener seelen, rückeroberung der ortodoxie im osten, zurückdrängung des islams, missionierung in china, das ist gemeint mit öffnung, ökumene und dialog, europa unter christlicher flagge, was sage ich, der ganze erdball, soll doch nach willen dieses tyrannen jedes katolikenherz ausschwärmen und herumsektierern, auswanderer vornehmlich, wie er ihnen jüngst ans herz gelegt, emigranten, die sich aber nur mit ihresgleichen zu paaren hätten, innerhalb des hl. sakraments der ehe, versteht sich, blind und schafsköpfig, ach, aus irgendwelchen schriften oder konzilien der neuzeit liberalität herauszufiltern, fortschritt zu riechen, anstand zu spüren, doch die welt will betrogen sein und übt sich in der kunst der ignoranz, des wegschauens, des schönfärbens, guter alter mann und friedensapostel, liebesprediger, experte der menschlichkeit, welch eine verblendung!

zu zehntausenden strömen sie zusammen, verzückt, elektrifiziert, verklärt, ihn zu sehen, ihm zu lauschen, einen zipfel seines teuren tuches zu erhaschen, die jugend, wie es heisst, zuvorderst, ihren enkeln dereinst zu schwärmen und künden mit mystisch verhangnem blick, auf dem mond könnte man sich nicht fremder fühlen als in diesem tollhaus verschrobener seelen, das beste dran, es geht vorbei, fysisch natürlich nur, denn geistig wird sich die sache nie zutodelaufen, komme er nun oder sterbe er vor der zeit, einer unter vielen imgrunde, ists doch der wahn, der ewig währt, herdentrieb und blinder gehorsam, aus dem er sich speist, und die mentalität der sklaven, die uns diese obszöne orgie der onanie beschert, und ruhe, frieden, heilung wird erst sein, so bleibt zu fürchten, wenn die welt von aller menschlichen präsenz erlöst, ja, so stehts wahrhaftig geschrieben und wird es wohl sein.

amen.

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