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schandfleck.ch_archiv/2004/mai
max schnyder
 

etik

die etik gründet in der liebe, ist auf ihr aufgebaut und uns eingeboren.
sie hat ihre von der liebe gegebene grösse, nach der wir unser denken und tun ausrichten sollen. sie kann zwar nach gutdünken manipuliert werden. aber dadurch wird sie verfälscht, wird zu einem verlogenen, politisch, religiös, wirtschaftlich oder sonstwie gefärbten moralbegriff.
der handelt etisch, der seinen nächsten achtet wie sich selbst, der sich selbst achtet, wie seinen nächsten.
die etik der liebe bedeutet: ehrfurcht vor allem leben.
die natur belebt diese erde seid jahrmilliarden, ohne menschliches dazutun. sie erhält sich selber und produziert im überfluss, darum können wir leben. sie mit ihr zu erforschen, nicht gegen sie, ist etisch. eine der natur angepasste wissenschaft und technik ermöglicht erst eine etische entwicklung, harmonisch mit den gegebenheiten der natur.
die liebe beinhaltet das, was wir als tugenden bezeichnen:
versöhnlichkeit, gerechtigkeit, nichtwertende gleichwertigkeit aller menschen, gewaltlosigkeit, anspruchslosigkeit, demut, ehrlichkeit, vertrauen, treue, geduld, um nur wenige ihrer vielen eigenschaften zu nennen. das bemühen, diese tugenden zu praktizieren, ist etisch. auch wenn es uns mühe bereitet.

die versöhnlichkeit beendet jeden konflikt, möge er noch so schwer sein. in ihr enthalten ist die geheimnisvolle und lautlose grösse der nichtanklage. fehler werden erst dann keine mehr begangen, wenn wir alles wissen. so weit aber wird es wohl kaum jemals kommen. weitaus die meisten fehler entstehen ohne üble absicht, sondern aus zuwenig wissen. es ist kaum möglich zu unterscheiden, ob der fehlerhafte bewusst übel handelte oder aus unwissen.
die nichtanklage bewahrt vor falschen anklagen und urteilen. den fehlerhaften nicht anzuklagen, sondern ihm einfühlend helfen, aus seinem fehler zu lernen, und anderseits sich helfen zu lassen, ist etisch.
gerechtigkeit wird erst herrschen, wenn niemand mehr aus übler absicht handelt und alle allen alles verzeihen, ohne anzuklagen.
dass die nichtwertende gleichwertigkeit aller menschen ethisch ist, liegt auf der hand. jeder mensch ist eine ewig lebende seele, ungeachtet seiner fähigkeiten und begabungen. gäbe es keine fachkräfte, müssten sie ausgebildet werden.
dasselbe gilt für hilfskräfte. verantwortungsbewusste hilfskräfte dienen der menschheit mehr als verantwortungslose fachkräfte.
die etik erlaubt nicht, die menschen zu bewerten, auch nicht nach ihren etnien, nationen, religionen, hautfarben, nach rang und namen. nur so ist soziale und juristische gerechtigkeit möglich.
würde die gewaltlosigkeit praktiziert, indem jeder mensch sie übte, könnten alle probleme friedlich bewältigt werden. gleich wie die gewalt sich potenziert, potenziert sich auch die gewaltlosigkeit, würde an sie so geglaubt, wie an die gewalt. der glaube an die gewaltlosigkeit und sie zu praktizieren, ist ethisch.
anspruchslosigkeit bedeutet nicht armut, auch nicht bedürfnislosigkeit. alle menschen bedürfen desselben für ein menschenwürdiges leben. mehr zu beanspruchen auf kosten des nächsten hat mit etik nichts zu tun. würden alle geben nach ihren fähigkeiten und niemand fordern, gäbe es weder materiellen reichtum noch armut. beides ist ungerecht. würden alle nehmen und niemand geben, hätte es in kürze nichts mehr zum nehmen.
die stolze demut der anspruchslosigkeit, nicht auf kosten anderer leben zu wollen, ist etisch.
die ehrlichkeit erhält das vertrauen, ohne das ein liebevolles miteinander nicht möglich ist. halbwahrheiten scheinen zwar manchmal angebracht zu sein. ihre auswirkungen sind aber ungewiss, denn die ganze wahrheit wird früher oder später zutage treten. ob sie sich dann rechtfertigen lassen, ist unsicher. die ehrlichkeit anzustreben, ist etisch.
treue ist mehr als nur ein moralischer begriff. sie verhindert, dem geliebten menschen weh zu tun. sie hilft, sich selbst und dem eingeschlagenen weg, der etik, treu zu bleiben.
geduld gibt kraft, dem um etik sich mühenden. mit sich selbst und mit dem nächsten geduldig sein, verhindert gewalttaten.

die etik stellt hohe anforderungen, die niemand allein erfüllen kann. die erfüllung gelingt nur mit liebevollem miteinander. ihre anforderungen sind unerbittlich, denn "ursache und wirkung", "aussaat und ernte", werden uns früher oder später einholen, wenn nicht jetzt, dann in späteren generationen, und für uns im jenseits. die uns dann überwältigende reue über bewusst begangene übeltaten ist die schwerste strafe, die wir aber selbst verursachten, und die nur mit einer versöhnlichen gesinnung gemildert werden kann.
die etik ist ohne schmerzliche folgen nicht manipulierbar.

manipulierte etik

politik, wirtschaft, religion, wissenschaft und justiz sind mörderinnen. weil sie massen morden, sind sie massenmörderinnen.
die staaten, die sich der ‚realpolitik' verpflichtet fühlen, bilden ihre jungen bürger, welche ihre zukunft sind, in monatelanger sorgfältiger schulung zum töten aus. allseits der grenzen wird der gleiche wahnsinn praktiziert. sie glauben trotz jahrtausendelanger negativer erfahrung noch immer, gewalt mit gewalt, und krieg mit kriegen bekämpfen zu können. sie sind so in der gewalt zentriert, dass sie nicht einsehen, dass sie laufend kriege brauchen, um ihre teorie zu beweisen; dass sie nicht sehen, damit eine latente kriegsgefahr zu sein; dass sie nicht wissen können, dass ihre beweise das gegenteil beweisen; aus sturheit lassen sie sich von ihren kurzfristigen erfolgen überzeugen. dieses verhalten ist so dumm, dass ich mich frage, ob sie den frieden wirklich wünschen.

den gis des zweiten weltkrieges wurde befohlen, mit freuden in den krieg zu ziehen, weil er absolut notwendig sei und es hernach keinen krieg mehr geben würde. "dies ist der letzte", wurde ihnen versprochen, "aber um des friedens willen muss er geführt werden." diese staatliche lüge war weder die erste noch die letzte. schon 1950 begann der korea-krieg. ich brauche nicht noch weitere kriege aufzuzählen.
mit moralischer verpflichtung gegenüber dem vaterland, den versprechen einer guten zukunft, auch für die nachkommende generation, für zukünftigen ewigen frieden und gerechtigkeit, werden diese lügen mit sich selbst übertüncht und mit törichten vaterlandshymnen ergreifend besungen.
derweil werden weitere feindbilder konstruiert, die nichts als lügen sind, um weiter aufrüsten zu können, angeblich um arbeitsplätze zu erhalten. brot für kriegsleichen. was ist das für eine staatspolitik, die eine rüstungsindustrie zu schätzen weiss, die ihre bürger beschäftigt? was ist das für eine staatspolitik, die vorsieht, ihre jungen bürger, sorgfältig zum töten ausgebildet, zum abschuss freigegeben und zugleich als henker verurteilt, ‚nötigenfalls' in den krieg zu befehlen?
dass jeder staat und alle, die einen krieg auslösen, massenmörder sind, liegt auf der hand. staaten, die kriegsführende staaten beliefern, mit was auch immer, sind das ebenso. staaten, die gewalt bereitstellen um sich zu schützen, leisten keinen beitrag zur eliminierung der gewalt und keinen für den frieden. sie dulden nicht nur, sie beschwören ebenfalls die gewalt und sind darum beihelfer zur gewalt. in ihrer mentalität sind auch sie massenmörder. das leben wird von dieser mentalität auf das gröbste missachtet, bis zur letzten konsequenz.
die realpolitik handelt nach dem grundsatz:
"der zweck heiligt die mittel."
alle mittel der gewalt, die sie meint anwenden zu müssen, sind ihr heilig. sie hängt am gängelband der wirtschaft, die den armen ländern nur hilft, wenn die verzinsung des kapitals stimmt oder sie wenigstens ihr ansehen aufpolieren kann; was ihr gelingt, weil viel zu wenige menschen über die etik nachdenken und sie die diskussionen über etik für akademisches geschwätz halten. und in der tat ist sie das, weil viele akademische etiker sie zum geschwätz verkommen lassen.
die rüstungsausgaben betragen das zig- fache der humanitären hilfe.
jeder staat, ob demokratie oder diktatur, beansprucht das gewalt- und tötungsmonopol. mit welchem ‚recht', weiss niemand. keiner, der tötet, legt sich darüber rechenschaft ab, mit welchem ‚recht' er das tut.
die vorherrschende realpolitik lässt die staaten kriege um menschenrechte führen, die sie selbst verfassten, obwohl sie wissen, dass sie diese damit verraten.
sie hat keine skrupel und schreitet über unzählbare leichenberge.
das ist die realität der realpolitik. mit dieser den frieden schaffen zu können, ist die grösste fatamorgana, die es je gab und für die es kaum einen superlativ gibt. für gewalt, welcher art auch immer, gibt es keine rechtfertigung.
die realpolitik lebt vom kadavergehorsam des ‚mannes von der strasse', der meint, ihr ausgeliefert zu sein, und der begeistert die vaterlandshymnen mitsingt.
ich behaupte nicht, dass jeder politiker ein massenmörder ist, aber zu wenige glauben an die gewaltlosigkeit, allzu viele an die gewalt, kaum einer weiss, was etik ist. wer so glaubt, leistet beistand zum massenmord der kriege. das ist die manipulierte etik der realpolitik.

noch nie in der menschheitsgeschichte wurden kriege nicht geführt, weil es an geld mangelte. hätte die wirtschaft kein interesse am krieg, würde sie ihn nicht aus dem hinterhalt finanzieren. ihre mörderische mentalität ist die der realpolitik. was meinen die wirtschaftlichen etikkommissionen, wenn sie von etik reden?

über die schwertschwingenden, kanonensegnenden und ‚friedensbringenden' religionen hat die menschheitsgeschichte genug geschrieben. warum behauptet sie, göttlich und somit etisch zu sein?

die wissenschaft entwickelt mittel, mit denen politik und wirtschaft insekten und menschen in massen vernichten können. warum tut sie das? weiss sie wirklich nicht, was etik ist?

warum schweigt die justiz, wenn politik und wirtschaft menschenrechte verletzen? warum anerkennt sie, dass der staat tötet? hat ethik für sie keinen stellenwert?
alle diese geschehnisse kann die realpolitik mit ihrer unetischen logik erklären.
ein tun aber, das weder etisch ist noch gerechtfertigt werden kann.

die forscher der nach frieden forschenden institutionen müssten nur in ihren herzen nach dem frieden forschen, denn dort steht er geschrieben und ist beschrieben, nicht in irgendwelchen büchern und buchhaltungen.
es gibt keinen weg, der zum frieden führt, der friede selber ist der weg.
alle anderen wege sind manipulierte etik.


wer nur um reichtum sich müht, erntet nichts, wofür zu leben sich lohnt.

antoine de st. exupéry

und er hat keine ahnung, was etik ist.

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